Vor ein paar Wochen begann ich eine unerwartete Reise – die Suche nach meiner eigenen Stimme. Für einen fast 32-jährigen Mann mag das zunächst seltsam klingen. Schließlich kennt man seine Stimme doch, oder?

Die stimmlichen Herausforderungen

Wer mich kennt, kennt auch meine Stimme. Sie klingt oft “gepresst”, “heiser” und etwas zu hoch. Hinzu kommt, dass ich häufig schlecht zu verstehen bin. Der Grund dafür ist chronisches Sodbrennen, das mich seit meiner Schulzeit begleitet. Die jahrelange Belastung hat meine Stimmbänder verändert – hinten pressen sie aufeinander, vorne ist zu viel Platz. Das Ergebnis: Es kostet mich viel Mühe, überhaupt einen Ton herauszubringen.

Einfluss auf das Selbstbewusstsein

Diese stimmlichen Einschränkungen hatten nicht nur physische Auswirkungen, sondern beeinflussten auch mein Selbstbewusstsein. Unsicherheit schlich sich in Gespräche ein, bei Präsentationen fühlte ich mich oft unwohl und zurückhaltend. Die ständige Anstrengung, verständlich zu sprechen, zerrte an meinen Nerven und meinem Selbstwertgefühl.

Der Schritt zur Veränderung

Vor ein paar Wochen hatte ich genug davon und suchte eine HNO-Ärztin auf, die mich zur Logopädie überwies. Die letzte Logopädie-Sitzung hatte ich mit etwa 10 Jahren. Im Wartezimmer dieser Praxis stand ein Schöckelpääd, ein Schaukelpferd, das Erinnerungen an meine Kindheit weckte. Beim zweiten Termin erlebte ich dann etwas Unglaubliches: Zum ersten Mal, seit ich mich bewusst erinnern kann, hörte ich meine echte Stimme – tief, klar und warm. Diese Erfahrung, wenn auch nur für wenige Sätze, rührte mich zutiefst und brachte mir Tränen in die Augen.

Der tägliche Übungsprozess

Seitdem übe ich jeden Tag mit meiner Stimme. Ich summe vor mich hin, vermeide Räuspern, trinke mehr und spreche durch einen Silikonschlauch – ja, wirklich! Letzte Woche blieb meine Stimme mehrere Minuten stabil. Gestern war ich zur Kontrolle bei der HNO-Ärztin und siehe da: Meine Stimmbänder verändern sich – zum Besseren.

Wachstum des Selbstbewusstseins

Diese Reise zur eigenen Stimme hat mir nicht nur physisch, sondern auch emotional viel gebracht. Mein Selbstbewusstsein wächst mit jeder Übungseinheit. Ich beginne, meine Stimme zu akzeptieren und schätzen zu lernen. Gespräche fallen mir leichter, und ich fühle mich sicherer in meiner Kommunikation.

Stimme und Selbstbewusstsein: Eine enge Verbindung

Es ist erstaunlich, wie eng Stimme und Selbstbewusstsein miteinander verbunden sind. Eine klare, stabile Stimme verleiht nicht nur den Worten Ausdruck, sondern auch dem Selbstwert. Der Weg ist noch lang, aber ich bin zuversichtlich, dass ich nicht nur meine Stimme vollständig wiederfinden werde, sondern auch ein neues, gestärktes Selbstbewusstsein.

Eine Reise zu mir selbst

Diese Erfahrung hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, auf den eigenen Körper zu hören und Veränderungen ernst zu nehmen. Es hat mich gelehrt, dass Selbstbewusstsein nicht nur von äußerlichen Erfolgen abhängt, sondern auch davon, wie wir uns selbst wahrnehmen und akzeptieren. Die Reise zur eigenen Stimme ist für mich auch eine Reise zu mir selbst – und ich bin dankbar für jede Erkenntnis auf diesem Weg.

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