TW: Dieser Text handelt von Verlust, Tod und Trauer(-bewältigung). Wenn du sensibel auf diese Themen reagierst, lies bitte nicht weiter.

Prolog

Am 04.05.2023 starb mein Opa. Plötzlich. Er wurde 86 Jahre alt. Opa litt die letzten vier Jahre an einer fortschreitenden Alzheimer-Demenz, wenige Wochen vor seinem Tod haben wir noch gemeinsam Ostern gefeiert. Er brauchte einen Moment um mich zu erkennen. Wir hatten uns ein paar Monate nicht gesehen. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt nicht, dass dies das letzte Mal war, dass wir uns sehen. Mama – 05.05.2023 7:42 Uhr – “Guten Morgen, kannst Du mich mal anrufen, wenn Du wach bist” – Die Nachricht auf dem Handy, kurz nach dem Aufwachen. Und ich wusste direkt was vorgefallen ist. Der Gedanke war sofort da – wie er surreal war. Mir war klar, etwas ist passiert und mir war klar wer gegangen ist. Es muss sehr schnell gegangen sein, keine 5min. Ein Herzinfarkt. Der Zweite in seinem Leben. Am 28.06. wurde er im engsten Familienkreis beigesetzt. In der Zeit dazwischen haderte ich. Ich haderte mit mir, war meine Präsenz bei den Großeltern ausreichend? Ich haderte mit mir, weil ich nicht sicher war, ob ich und wenn was ich sagen will auf der Trauerfeier. Ob meine Stimme hält – und überhaupt ob diese trägt. Ich sprach – auch wenn mir die Stimme oft wegbrach. Es war befreiend.

Worte zum Abschied – Für Opa.

„Oft begegnen einem Menschen, deren Wirken auf das eigene Leben einem erst viel später bewusst wird.
Manchmal auch erst dann, wenn man gezwungen wird, mit einer Situation klarzukommen.
Selbstkritisch muss ich zugeben, in Teilen war es in der Beziehung zu Opa so.
Sein Wirken auf mich kann ich noch nicht abschließend überblicken.

Er hat mein Wertebild maßgeblich geprägt,
mich immer unterstützt, auch bei schwierigen Entscheidungen.

Sein »Du machst das schon Jung« war keinesfalls Ausdruck einer egalen Mentalität oder gar Überforderung, sondern der tiefe Glaube an mich und die Fähigkeit, meinen Weg zu gehen.
Auch konnte er mir, seinem »Jüngelchen«, weder einen Wunsch abschlagen noch böse sein.

Er war ein von Herzen guter Mensch, der für seine Familie alles getan hat, und dies in einem tiefen Glauben.
Diesen tiefen Glauben hat er mit Dir geteilt, Oma.

Das Sprichwort »Glaube versetzt Berge« findet an Dir eine Absolutheit.
Die Kraft und Liebe, die du Opa in den letzten Jahren gewidmet hast, erfüllt mich mit tiefer Ehrfurcht.
Weit auch über deine eigenen Bedürfnisse. Du hast Berge versetzt.“

 

Danke. Für alles.

 

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